26. Juli 2024
Deutschprüfungen in Kairo: Erste Erfolge im “ÖSD-Schulprojekt” der DSK
Die DSK in Kairo hat die ersten Deutschprüfungen im Rahmen des “ÖSD-Schulprojekts” erfolgreich abgehalten. Dieses…
ÖSD-Prüfungsvorsitzender, Universitätsdozent, Prüfer sowie allgemein beeidigter Dolmetscher und öffentlich bestellter Übersetzer. 2021 promovierte er an der RWTH Aachen im Fachbereich Sprach- und Kommunikationswissenschaft.
Eine zentrale Säule im Netzwerk des Österreichischen Sprachdiploms Deutsch (ÖSD) sind neben den Prüfungszentren die Menschen, die hinter diesen Institutionen stehen. ÖSD-Prüfende und Prüfungsverantwortliche bzw. GründerInnen von Prüfungszentren spielen eine entscheidende Rolle bei der weltweiten Verbreitung der deutschen Sprache.
Die Vorteile, sich mit Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache professionell auseinanderzusetzen, sind zahlreich – genauso wie der individuelle Zugang der Deutschlehrenden auf der ganzen Welt.
Wir haben mit Dr. Yasser Soliman Muhammad gesprochen. Seine persönliche Geschichte zeigt, wie er zur deutschen Sprache fand und damit die Weichen für eine bemerkenswerte Karriere zwischen Ägypten und Deutschland gestellt hat.
ÖSD: Herr Dr. Muhammad, Ihr individueller Weg macht aufgrund der Vielfalt Ihrer Tätigkeiten neugierig. Würden Sie uns über sich erzählen?
Yasser Soliman Muhammad: Natürlich. Beginnen wir beim Aktuellen. Derzeit arbeite ich als Dozent für Deutsch als Fremdsprache sowie als öffentlich beeidigter Dolmetscher und ermächtigter Übersetzer für Arabisch. In Kairo betreibe ich die MIG-Sprachenschule, die ich mit meinem Kollegen Ali Mansour im Jahr 2015 gegründet habe. Und seit 2018 leite ich das ÖSD-Prüfungszentrum als Prüfungsvorsitzender und Koordinator für internationale Kooperationen.
Das klingt alles sehr spannend! Wie ist es zu einer solchen Karriere gekommen?
Mein akademischer Hintergrund umfasst Germanistik, Arabistik und Islamwissenschaft, die ich mit Bestnoten an der Fakultät für Fremdsprachen und Translatologie der Al-Azhar-Universität abgeschlossen habe.
An der RWTH Aachen habe ich in germanistischer Sprachwissenschaft promoviert und wurde dafür mit „magna cum laude“ ausgezeichnet. Mein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Analyse von Islam-Stereotypen im deutschsprachigen Salafismus-Diskurs.
Neben meiner Promotion in interkultureller Germanistik habe ich an der Al-Azhar-Universität in Kairo einen Master in vergleichender Politolinguistik mit Auszeichnung abgeschlossen, mit einem Schwerpunkt auf arabischer und deutscher politischer Sprache.
Wollten Sie immer schon Deutsch lernen bzw. lehren?
Ehrlich gesagt war mein Germanistik-Studium eher ein Zufall. Ich gehörte zu den besten Abiturienten Ägyptens, und Germanistik war nach dem Numerus Clausus das höchstplatzierte Fach, das man an der Al-Azhar-Universität studieren konnte. Ursprünglich wollte ich Dolmetschen für die Sprachkombination Englisch-Arabisch studieren, doch fand ich mich plötzlich im Germanistikstudium wieder.
Durch interkulturelle Begegnungen sowie das Studium der deutschen Philosophie und Literatur entwickelte ich jedoch schnell eine Faszination für die deutsche Sprache. Das motivierte mich, mein Germanistikstudium sowohl in Kairo als auch in Deutschland fortzusetzen. Deutsch habe ich übrigens erst an der Universität erlernt, und mit 19 Jahren begann ich völlig ohne Vorkenntnisse, die Sprache zu lernen.
Wie war das für Sie persönlich? Deutsch gilt bekanntlich als „schwierige“ Sprache. Gab es während Ihres Studiums oder in Ihrer beruflichen Laufbahn besondere Herausforderungen im Hinblick auf die deutsche Sprache?
Durchaus! Eine der größten Hürden war zunächst das Überwinden von Sprachbarrieren, da ich ja Deutsch erst an der Universität erlernte.
Die komplexen Strukturen der deutschen Sprache und die hohe Präzision, die insbesondere im wissenschaftlichen Diskurs gefordert wird, stellten mich vor große Herausforderungen. Hinzu kamen die deutlichen Unterschiede in der wissenschaftlichen Kommunikation und Argumentation. Diese führten anfangs zu Missverständnissen und verlangten von mir eine andere Herangehensweise an Forschung und Präsentation.
Die Integration in das deutsche akademische System war nicht immer einfach, da ich mich sowohl fachlich als auch sprachlich auf einem sehr hohen Niveau bewegen musste.
Durch intensives Sprachtraining, die kontinuierliche Anwendung der Sprache in akademischen und beruflichen Kontexten sowie den Austausch mit deutschen und österreichischen KollegInnen und DozentInnen konnte ich jedoch diese Probleme nach und nach bewältigen.
Der interkulturelle Austausch half mir zudem, kulturelle Unterschiede besser zu verstehen und mich in den besonderen Arbeitskontext schließlich erfolgreich zu integrieren.
Kommen wir nun zu Ihrer Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Sprachdiplom Deutsch (ÖSD). Wie war Ihr Weg vom Germanistik-Abschluss bis hin zur Funktion des ÖSD-Prüfungsvorsitzenden?
Im Lauf meiner akademischen Karriere konnte ich durch Stipendien wie das DAAD- und Erasmus+-Stipendium sowie das Promotionsstipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) beziehungsweise durch die Koordination internationaler Projekte, darunter GIZ-, BAMF-Projekte und Telc-Auslandsprüfungen, wertvolle internationale Erfahrungen sammeln.
Zudem verfüge ich über langjährige Erfahrung als Dozent und Prüfer für Deutsch als Fremdsprache. Diese Kombination aus akademischer Laufbahn und praktischer Tätigkeit ebnete mir den Weg zu meiner jetzigen Position als ÖSD-Prüfungsvorsitzender.
Welche Rolle spielen Deutschprüfungen wie jene des ÖSD in der Karriere- und Studienplanung?
Deutschprüfungen, wie sie das ÖSD anbietet, sind essenziell für die Karriere- und Studienplanung, da sie die Sprachkompetenz objektiv und international anerkannt nachweisen. Sie sind ein entscheidender Faktor bei der Bewerbung für Studiengänge und Arbeitsstellen, vor allem in Deutschland und in Österreich sowie in den anderen deutschsprachigen Ländern. In meiner Erfahrung als Prüfer habe ich viele Erfolgsgeschichten von KandidatInnen erlebt, deren Deutschzertifikate den Unterschied bei der Bewerbung gemacht haben.
Herr Dr. Muhammad, wir bedanken uns herzlich für das Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und Energie dabei, gemeinsam mit dem ÖSD die Bedeutung hochwertiger Deutschprüfungen als wegweisenden Karrierefaktor zu vermitteln.
Erfahren Sie, wie Sie Ihr Lehrpersonal zu ÖSD-Prüfenden ausbilden oder selbst eine Prüferlizenz erhalten können.